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1. Teil 2 - S. 17

1912 - Leipzig : Freytag
sie den Namen Schöffen. Das Urteil wurde von dem Vorsitzenden den umstehenden freien Franken oder der Gerichtsgemeinde verkündigt und konnte angenommen oder verworfen werden. — Das Hofgericht fand unter dem Vorsitze des Königs oder eines feiner Beamten statt. Es hatte keine bestimmte Stätte, sondern wurde an dem jedesmaligen Aufenthaltsorte des Hofes abgehalten; bei ihm wurden die Ratfinder durch Mitglieder des Gefolges vertreten, die zu diesem Zwecke jedesmal vom Könige ernannt wurden. Das Hofgericht trat hauptsächlich dann zusammen, wenn ein Freier zum Tode verurteilt werden sollte; doch untersuchte es auch jeden andern Fall und galt zugleich als Berufungsgericht für denjenigen, der mit den: Urteil des Volksgerichtes nicht zufrieden war. 4. Das Lehnswesen und das Kriegswesen. Während alle ostgermanischen Staaten, die im römischen Reiche entstanden waren, wieder ihren Untergang fanden, blieb das Frankenreich mehrere Jahrhunderte bestehen. Es mußte also etwas in sich ausgebildet haben, das ihm innere Kraft und inneren Halt gab, das vielleicht einen zuverlässigen, kraftvollen Krieger-stand erzeugte. Es war das Lehnswesen. Als König Chlodowech und seine Söhne Gallien, das Alemannenland, Thüringen und Burgund eroberten, da nahmen sie für sich große Länderstrecken in Besitz, die teils den Edeln, teils den Gefallenen oder Geflohenen gehört hatten. Die unermeßlichen Ländereien wurden von den fränkischen Herrschern in zwei Teile zerlegt; den einen nahmen sie als ihr Eigentum in Anspruch, den andern teilten sie unter die freien Franken auf. >L>o bekam jeder ein Stück Grund und Boden, das fein freier Besitz war; er blieb in der Familie und- vererbte sich von Glied zu Glied. Ein solches Stück Land führte den Namen All od. —Der König hatte aber noch fo viele Krongüter oder Domänen behalten, daß er gar nicht daran denken konnte, sie alle selbständig zu bewirtschaften. Deshalb gab er denjenigen seines Gefolges, die sich besonders durch Treue oder Tapferkeit ausgezeichnet hatten, Teile von seinen Gütern nicht zum freien Eigentum, sondern nur zur Nutznießung. Der König verschenkte solche Güter nicht, sondern verlieh sie nur, man nannte sie deshalb Lehen; der Herrscher war der Lehnsherr, die Belehnten waren die Lehnsträger oder die Vasallen. Ein Lehnsträger hatte also ein Gut zu bebauen und zu verwalten, das ihm wohl Nutzen, aber keine Abgaben brachte. Dafür mußte er Kriegsbienste leisten. Das Lehen konnte beim Tode des Leihenben und des Beliehenen zurückgenommen werben. Der Erbe des Grnnbherrn übergab es dem bisherigen Inhaber nur dann, wenn er weitere Kriegsbienste erwarten konnte. Starb ein Vasall, so blieb ba? Gehöst nur unter der Bebingung bei bei; Familie des Verstorbenen, daß ein Mann vorhanben war, der gewillt war, den Treneib zu leisten und in das Feld zu ziehen. Trafen diese Voraussetzungen nicht zu, so zog der Grimbherr sein Eigentum wieber an sich und verlieh es einem andern Krieger. Das Lehen war alfo das Mittel, Vasallen auszustatten und dadurch stets tüchtige Krieger zur Verfügung zu haben. Mancher adelige Lehnsträger gewann nach und nach eine solche Ländermasse, nämlich Äcker, Felder und Wiesen, daß es ihm unter keinen Umständen möglich war, alles selbst zu bewirtschaften Deshalb zerlegte. Dviicit, Lehrb. b. Gesch. f. Ions eff. gemischte Mittelschulen, Ii. '2

2. Teil 2 - S. 21

1912 - Leipzig : Freytag
neuerten, die einst von den Ältern gegründet worden waren. — Neben den fränkischen Missionaren arbeiteten noch die irischen, die von der Insel Irland nach Deutschland gekommen waren. Am Mittelrhein finden wir den Sendboten Goar; das Land zwischen Wasgenwald und Bodensee suchte Columban zu christianisieren. Da er aber zu stürmisch war, nutzte er aus dem ^rankenlande fliehen. Während er nach Italien zog, gründete sein Schüler Gallus das berühmte Kloster St. Gallen in der Schweiz. Am oberen schein predigte Fridolin, der Gründer des Klosters Säckingen, und den Ostfranken und Thüringern suchte Kilian die neue Sehre zu verkündigen, furchtlos wagten sich noch andere Iren zu den Germanen; sie rodeten die Wälder aus, legten Kirchen und Klöster an und erzählten dem lauschenden Volke von dem Sohne Gottes. Ihr Wirken hatte aber keinen dauernden Erfolg, weil sie versäumten, ihren Gründungen eine feste Ordnung zu geben. 2. Bonisatius. Das wurde erst anders, als die Angelsachsen, die von den Sendboten des Papstes Gregor desgroßen bekehrt waren, Glaubensboten nach Deutschland sandten. Der bedeutendste Missionar unter ihnen wurde Winfried. Er stammte aus einer reichen Familie, die in Südengland Besitzungen hatte. Der Pater wollte aus dem begabten ©ohne einen hohen königlichen Beamten machen. Winfried aber fand an dem Treiben der Welt feine ^reude, er sehnte sich nach der Stille des Klosters, wo er sich dem Studium der heiligen Schriften ungestört widmen konnte. Nach langem Sträuben gab der Vater' dem inneren Drange des Sohnes nach; dieser wurde wirtlich ein Geistlicher und fand durch die Gewalt und Innigkeit feiner Predigten später viele Anhänger. Trotzdem fand er keine Befriedigung in seinem Berufe; es erfaßte ihn eine Unruhe, die sich erst dann legte, als der Entschluß in ihm reifte, seinen Brüdern über der Nordsee das Evangelium zu bringen. Er verließ Vaterland, Amt und Eltern und fuhr in das Land der O st s r i e f e n. Drei Jahre wirkte er hier mit Eifer und Energie, und boch hatte er keinen Erfolg; benn die Friefen waren ein trotziger Menschenschlag, der im Kampfe mit dem Meere zu Festigkeit und Zähigkeit erzogen worden war. Außerdem lebten sie mit den Franken auf dem Kriegsfuße. Da aber die Franken die Missionare unterstützten, so sahen die Friesen auch diese als ihre Feinde an. Winfrieb sah die Erfolglosigkeit seines Strebens ein, verließ beshalb das Friesenlanb und suchte sein Vaterlanb wieber aus. Aber es duldete ihn nicht lange in seiner Heimat. Diesmal ging er den Rhein auswärts, prebigte und bekehrte unter den O st franken und lernte die Erfolge und Mißerfolge der irischen Missionare kennen. Da reiste in ihm der Gedanke, der jedenfalls schon lange in seiner Seele geschlummert hatte, daß die germanischen christlichen Gemeinden nur dann aus Fortbestand zu rechnen hätten, wenn sie sest zusammengeschlossen und dem Oberhaupte der römischen Kirche, dem Papste, unterstellt würden. Er reiste nach Rom und wurde hier vom Papste gnädig aufgenommen. Er erhielt den Namen Bonifatius, wurde zum Bischof ernannt und mußte dem Statthalter Christi auf Erden schwören, die germanischen

3. Teil 2 - S. 23

1912 - Leipzig : Freytag
Rhein hinab, um das Wirkungsfeld seiner Jugend noch einmal zu betreten. Diesmal fand er Gehör unter den trotzigenfriesen; als er aber eines Morgens die Willigen taufen wollte, wurde er plötzlich von einem wilden Haufen überfallen und, das Evangelienbnch in der Hand haltend, erfchlagen. Äcit ihm fielen die meisten seiner Begleiter. Das geschah im Jahre 754. Einige treue Christen retteten den Leiche nnm und brachten ihn nach Fulda, wo er im Kloster bestattet wurde. Hier hat man auch später dem Apostel der Deutschen ein Denkmal gesetzt. 3. Das Älosterwesen. Mit dem Christentum fand auch das Möuchswefen in Deutschland Eingang. Es entstand in Ägypten, indem fromme Menschen, die in der Welt schlecht zu werden glaubten, sich in die Einsamkeit zurückzogen. Bon hier aus Abb. 3. Deutsche Mönche verbreiten das Christentum in Polen. (Nach einem Gemälde tien Arthur Kampf. Photographie a. d. Verlag der Photogr. Union in München.) wurde es nach Italien verpflanzt, wo ein Mann, mit Namen Benedikt von Nursia, bei Neapel ein Kloster gründete und feste Regeln für das Leben imb die Beschäftigung bet Mönche ausstellte. Bonisatins übernahm diese Einrichtungen und führte sie in Deutschland» ein. Anfangs waren die Klöster nur einfache Holzbauten; später aber wurden viele aus Stein gebaut nnb nach dem Plane eines kundigen Mönchs so eingerichtet, daß sie meistens ein großes Rechteck bildeten. Im Mittelpunkte stand die Kirche. Auf dem Altare brannte Tag und Nacht ein mattes Licht; die Fenster waren bemalt, und an den Wänden und Stühlen waren Figuren von heiligen Männern angebracht, die von kunstsinnigen Mönchen ans Holz hergestellt worden waren.

4. Teil 2 - S. 24

1912 - Leipzig : Freytag
24 An die Kirche reihten sich rechts und links die anderen Gebäude des Klosters an, nämlich die Wohnung des Abtes, die Schlaf- und Wohnmnme der Brüder, tue Bücherei, das Krankenhaus, das große Speisehaus, Küche, Keller und die Schulen. Mehr abseits lagen die Wirtschaftsgebäude, wie Ställe, Scheune und die Stuben für Knechte und Handwerker, die Mühle, die Bäckerei und die Weinkellerei. Das Kloster wurde anfangs von einem tiefen Graben und einem Holzzaune umgeben; später schützte es eiue feste Mauer, die mit Türmchen und Zinnen versehen war. Wenn jemand in das Kloster aufgenommen werden wollte, so mußte er erst eine harte Probezeit, die ein Jahr dauerte, durchmachen. Man suchte ihn an Gehorsam und Unterdrückung des eigenen Willens zu gewöhnen, indem man ihn sinnlose Arbeiten verrichten ließ. Er mußte z. B. mit einem Siebe Wasser Abb. 4. Benediktiner-Abtei. Ix. Jahrhundert. (Nach Ad. Lehmanns kulturgeschichtlichen Bildern. Verlag tum F. (5. Wachs»,uth, Leipzig.) schöpfen, von kahlen Bäumen Obst schütteln oder ein Stück faules Holz in die Erde stecken und begießen. Wenn die Novizen das Probejahr bestanden hatten, so wurden sie feierlich in das Kloster aufgenommen. Sie mußten geloben, keusch zu leben, arm zu bleiben, gehorsam zu sein und für das Kloster zu arbeiten. Nun erhielt der Neuling die Mönchskleidung, die in der Hauptsache ans einer langen Kutte bestand. Außerdem wurde ihm als das Zeichen der Demut auf dem Haupte ein kahler Kreis geschoren. Der Wahlspruch der Mönche war: „Bete und arbeite!" Schon nach Mitternacht kamen sie in der Kirche zusammen, um die erste Andacht zu verrichten; morgens, mittags und abends wurden sie ebenfalls durch Glockengeläut nach dem Gotteshause gerufen. Wer gerade auf dem Felde, im Garten ober im Walbe

5. Teil 2 - S. 27

1912 - Leipzig : Freytag
27 Im Jahre 772 hielt Karl mit den Großen seines Reiches einen Reichstag ab, auf bent der Krieg gegen die Sachsen beschlossen würde. Noch in bemselben Jahre führte er von ©üben her an der Fnlba entlang ein kleines Reiterheer gegen die Sachsen; er zerstörte die Grenzfeste, die Er es bürg, an der Diemel und vernichtete biejrminsnl, ein Nationalheiligtum der Engern,-das nicht weit von bereresburg staub. Die Sachsen würden bnrch den Einfall überrascht, ließen sich teilweise taufen, unterwarfen sich und erkannten die Herrschaft der Franken an. Ehe Karl das Land, in das er nur ungefähr zehn Meilen eingebruugen war, verließ, baute er die Eres-burg wieber auf und errichtete noch eine anbete Grenzfestung. Aber die Unterwerfung der Sachsen war nur äußerlich gewesen. Kaum war Karl abgezogen, so warfen sie das fränkische Joch ab. Karl der Große mußte Abb. 7. Die Taufe Widukinds. (Gemälde von P. Thumaim. Nach einer Photographie von Hanfstaengl in München.) einen zweiten Zug unternehmen; er brang auf bent alten Wege vor, überschritt die Weser und kam bis an die Oker. Die Engern und Ostfalen gelobten Unterwerfung, ohne daß sie sich zusammengerafft hätten, um für ihre Freiheit in offener Felbschlacht zu kämpfen. Bon der Oker führte dann Karl fein Heer wieber zurück und erschien unerwartet bei den Westfalen. Auch biefe erkannten bei seinem Erscheinen die fränkische Oberhoheit an. Im Jahre 777 hielt Karl bei Paberborn den ersten Reichstag auf sächsischem Boben ab; hier erließ er Gesetze, nach benen das Sachsenlanb in Gaue eingeteilt würde, die von fränkischen und sächsischen Großen verwaltet werben sollten. Zugleich verbot er den hethnischen Gottesbienst, befahl bic Taufe, ließ Kirchen und Klöster errichten und gebot den Sachsen, den zehnten Teil ihrer Einnahmen bet Kirche und den Geistlichen zu entrichten.

6. Teil 2 - S. 28

1912 - Leipzig : Freytag
28 Die Anordnungen erbitterten die Sachsen so sehr, daß sie sich unter der Führung des Herzogs Widukind, der bis jetzt bei den Dänen gelebt hatte, empörten. Die fränkischen Grafen wurden ermordet oder aus dem Lande gejagt, Kirchen und Klöster sanken in Trümmer, Geistliche und Mönche fanden den Tod, wenn sie nicht rechtzeitig die schützende Grenze erreichen konnten. Selbst ein fränkisches Heer, das auf dem Wege zur Saale war, um die Sorben, die in Thüringen eingefallen waren, zu bestrafen, wurde von den Sachsen unter Widnkind überfallen und fast vernichtet. Das konnte Karl nicht ungestraft lassen. Mit einem größeren Heere als früher fiel er in Sachsen Abb. 8. Germanentaufe. (Gemälde von Arth. Kampf. Nach einer Künstlersteinzeichnung aus dem Verlage Do» R. Voigtländer in Leipzig.) ein, verwüstete und plünderte das Land, drang bis zur Elbe vor und zeigte so auch deu nördlichen Stämmen die Schärfe seines Schwertes. Zn Verden an der Aller hielt er dann ein ernstes Strafgericht, indem er eine Anzahl der Empörer hinrichten ließ. Aber die Strenge verfehlte ihren Zweck. Kaum hatte Karl das Land verlassen, so entflammte Widukind sein Volk wieder zu einer allgemeinen Erhebung. Von Ort zu Ort, von Gau zu Gau und von Stamm zu Stamm flogen seine Boten und forderten zur Rache auf. So war Karl gezwungen, einen vierten Zug zu unternehmen. Diesmal stellten sich die Sachsen unter Widnkinds Führung zweimal zur offenen Feldschlacht; sie wurden aber bei Detmold und an der Hase besiegt. Karl blieb nun einige Jahre im

7. Teil 2 - S. 32

1912 - Leipzig : Freytag
32 Auf den Maifeldern empfing Karl die Geschenke feiner Untertanen und den Tribut zinspflichtiger Völker; auch musterte er die Reiterheere seiner geistlichen und weltlichen Lehnstrüger. Die Einteilung seines Reiches in Gaue übernahm Karl von dem merowin-gischen Staate; er führte sie auch in den eroberten Landschaften ein. Auch im karolingischen Staate lag die eigentliche Verwaltung in deu Händen der G a n-graf en; deuu sie waren auch jetzt noch in ihrem Gebiete oberste Richter, Anführer der Vasallen, Erheber der Abgaben und Vollstrecker der königlichen Gesetze. Eigentlich war ihre Macht noch gestiegen: denn sie hatten sich zum größten Grundbesitzer Abb. 9. Sendgrafengericht. (Nach 9tb. Lehmanns kulturgeschichtlichen Bildern. Verlag vvn F. E. Wachsmuth, Leipzig.) des Gaues emporgeschwungen, und außerdem war die Würde in ihrer Familie erblich geworden. Die Gaue au den Grenzen hießen Marken; an ihrer Spitze standen Markgrafen. Weil ihre Verwaltungsbezirke meistens eroberte Landschaften waren, so hatten sie noch mehr Rechte als die Gaugrafen. Sie konnten über Empörer und Landesverräter das Todesurteil sprechen und selbständig Krieg führen, wenn es der Schutz der Grenze erforderte. — Zur Beaufsichtigung der Grafen richtete Kaiser Karl das Amt der Sendboten oder Waltboten ein. Ein weltlicher und ein geistlicher Sendgraf bekamen einen Bezirk vou mehreren Gauen zugewiesen, den sie während des Jahres wenigstens einmal bereisen mußten. Auf ihren Fahrten sprachen sie Gericht über Leben und Tod, nahmen Berufungen gegen das Urteil der Grafen entgegen, prüften deren

8. Teil 2 - S. 36

1912 - Leipzig : Freytag
36 zwischen Rhein und Rhone lag und vom Mittelmeer bis zur Nordsee reichte. Rom und Aachen waren die Hauptstädte seines Reiches. Karl der Kahle erhielt Westfranken, und Ludwig der Deutsche bekam Ostfranken. — In Italien starben die Karolinger bald aus; deshalb kamen Karl und Ludwig im Vertrag zu Mersen im Jahre 870 überein, Mittelfranken zu teilen. Den nördlichen Teil, das heutige Friesland und Lothringen, bekam Ludwig der Deutsche, und den südlichen Teil, Burgund und die Provence, erhielt Karl der Kahle. Somit war das Reich Karls des Großen kurz nach seinem Tode in drei Länder zerfallen, in Deutschland, Italien und Frankreich. Die Bevölkerung schied sich in zwei große Nationen, in Romanen und Germanen. Von jetzt ab beginnt erst eine eigentliche Geschichte der Deutschen. 3. Tie äußeren Feinde. Zur Auflösung des Frankenreiches trugen auch äußere Feiude bei, unter denen die Normannen die gefährlichsten waren. Sie wohnten in Dänemark und Norwegen und wurden jedenfalls ans Mangel an Raum und Nahrung in die Fremde getrieben. Auf ihren kleinen, flachen, offenen Schiffen durchfurchten sie die Nordsee und plünderten schon bei Lebzeiten Karls die friesische Küste. Wie der Blitz landeten sie und waren ebenso schnell wieder verschwunden, so daß sie der Herrscher niemals zum Kampfe stellen konnte. Auf den: Wasser konnte er den gefährlichen Feinden nichts anhaben, weil er keine Flotte besaß. Unter Karls Nachfolgern dehnten dann die Normannen ihre Raubzüge auch auf das Land aus. Mit ihren Schiffen fuhren sie in den Flügen aufwärts, zerstörten Städte und Dörfer, Burgen und Klöster, Kirchen und einzelne Gehöfte und ermordeten Männer und Frauen. Hamburg ging in Flammen auf, Köln sank in Trümmer, und den Palast Karls des Großen zu Aachen machten sie zu einem Pferdestall. Oft genug nahmen sie ihre leichten Fahrzeuge auf die Schultern und trugen sie nach anderen Gewässern, um hier das Zerstörungswerk fortzusetzen. Das gewaltige Frankenreich, das einst so viele Feinde gedemütigt hatte, seufzte unter den Streichen dieser wilden Horden. Aber die Einigkeit war ja längst verschwunden. Was ging es die Thüringer oder Bayern an, wenn das alte Trier ein Raub der Flammen wurde! Endlich schien Hilfe zu kommen. Karl der Dicke, Ludwigs des Deutschen Sohn, vereinigte noch einmal vorübergehend das gesamte Frankenreich in seinen Händen. Er brachte ein Heer ans und zog gegen die Normannen, die an der Maas ein Lager errichtet hatten. Aber er wagte keine Schlacht, sondern schloß mit ihnen einen Vertrag. Unterdessen waren die Normannen auch in Westfranken eingefallen und belagerten sogar Paris. Karl der Dicke führte ihnen sein Heer entgegen, aber er wagte wieder keinen Kampf, schloß Frieden und zahlte den Räubern außerdem noch einen Tribut. Das war den Grafen und Herzögen zu viel; sie setzten den Kaiser ab und wählten seinen Verwandten, den Herzog Arnulf von Kärnten, zum König. Der besiegte zwar die Normannen bei Lö w en an derdyle, aber der Sieg hatte keinen dauernden Erfolg; denn schon nach wenigen Wochen setzten sich die Feinde an derselben Stelle wieder fest. Nach und nach hörten die Raubzüge aber ans;

9. Teil 2 - S. 44

1912 - Leipzig : Freytag
44 kommen. Er führte deshalb das Reichsheer, das ungefähr 8000 Reiter zählen mochte, auf dem r e ch t e n L e ch u f e r nach Süden. Als aber die Ungarn davon Kunde erhielten, brachen sie die Belagerung ab, gingen am linken Ufer nordwärts, setzten über den Lech und trafen nördlich von Augsburg mit den Deutschen zusammen. Es entspann sich ein furchtbarer Reiterkampf. Wie der Blitz waren die Ungarn mit ihren flinken Pferden an den geschlossenen Reihen der Deutschen. Aber sie konnten die lebendigen Mauern nicht zersprengen, sie rasten zurück, um einen neuen Angriff Abb. 12. Otto der Große in der Ungarnschlacht ans dem Lechselde. (92acf) Lohmeyers Wandbildern für den geschichtlichen Unterricht. Verlag der Vereinigten Knnst-Institnte Aktiengesellschaft, vormals Otto Troitzsch, Berlin.) zu wagen. Wieder erschütterte Rossegestampf den Erdboden, wieder sausten und klirrten die blanken Schwerter, und wieder jagten die geschlagenen Ungarn wie eine wilde Jagd zurück. Sie durchritten den Lech und sprengten westlich an Augsburg vorbei dem Lager zu, um die zusammengeraubten Schätze vor den Siegern zu retten. Aber die Deutschen waren auf dem rechten Ufer weiter nach Süden gestürmt; sie hatten den kürzeren Weg gehabt und ließen keinen über den Fluß. Nun erst wurde die Niederlage der Ungarn zu einer wirklichen Vernichtung, so daß nur wenige ihre Heinrat wiedersahen. Das war die Schlacht auf den: L e ch-f e l d e im Jahre 955. Sie zeigte der staunenden Welt, was die Deutschen vermögen, wenn sie einig sind. Mit Recht hat man darum diesen herrlichen Tag den Ge-

10. Teil 2 - S. 111

1912 - Leipzig : Freytag
111 Diener des Grafen auf der Pfeife spielte. Auch in Thüringen erhoben sich die Bauern; ihr Aufwiegler war der frühere Prediger Thomas Münzer. Sie trieben es noch ärger als ihre Genossen in Süddeutschland. Luther wagte sich unter sie, um sie mit gütigen Worten zu besänftigen. Aber sein Tun war erfolglos; er kam kaum mit dem Leben davon. Da schied Luther seine Sache von der der aufrührerischen Bauern und forderte die Fürsten auf, die räuberischen Horden mit dem Schwerte in der Faust zur Ruhe zu bringen. Nun ermannten sich die Herren; bei Frankenhausen am Kyffhäuser kam es im Jahre 1525 zur Schlacht. Als die Bauernhaufen das geordnete Heer der Fürsten anrücken sahen, wurden sie zaghaft. Münzer suchte ihnen dadurch Mut einzuflößen, daß er prahlte, er wolle alle Kugeln mit seinem Mantel auffangen. Aber er war einer der ersten, die das blutige Schlachtfeld verließen. Die Bauern wurden gänzlich geschlagen; Münzer wurde gefangen genommen und hingerichtet. In demselben Jahre erlagen auch in Süddeutschland die Bauernhaufen ihren besser ausgerüsteten Gegnern. Eine wirtschaftliche Besserung hatten die Bauern durch ihren blutigen Aufstand nicht erzielt. 4. Der Kaiser sucht die Reformation zu unterdrücken. a) Der erste Reichstag zu Speyer 1526. Auf dem Reichstage zu Worms hatte Karl V. gezeigt, daß er ein Feind der Reformation fei; er hätte sicher die Ausbreitung gewaltsam unterdrückt, wenn er nicht durch auswärtige Kriege daran gehindert worden wäre. Sein ärgster Feind war der König Franzi, von Frankreich, der die steigende Macht der Habsburger mit eifersüchtigen Blicken verfolgte. Karl V. besiegte ihn jedoch und zwang ihn zum Frieden. Sofort wandte sich der Kaiser nach Deutschland; im Jahre 1526 kam es zum ersten Reichstage zu Speyer. Karl aber mußte von seiner Absicht, die evangelische Lehre zu unterdrücken, abstehen; denn der französische König hatte sich mit dem Papste verbunden und griff abermals zu den Waffen. Der Kaiser brauchte zum neuen Kampfe die Hilfe der evangelischen Fürsten; deshalb wurde bestimmt, jeder Reichsstand möge sich bis zu einem allgemeinen Konzil so verhalten, wie er es gegen Gott und den Kaiser verantworten könne. Die Entscheidung über Luthers Lehre war also hinausgeschoben worden. b) Der Protest zu Speyer 1529. Die Fürsten fanden Zeit, die Reformation einzuführen. Zuerst entschied sich Johann der Beständige für Luthers Lehre. Ihm folgten bald Philipp von Hessen, Herzog Albrecht von Preußen, der das Ordensland in ein weltliches Herzogtum umgestaltete, und die Herzöge von Braunschweig und Mecklenburg. Unterdessen hatte der Kaiser seine Gegner abermals besiegt. Aus dem zweiten Reichstage zuspeyer im Jahre 1529 trat er rücksichtslos auf und verbot jede weitere Neuerung in den evangelischen Ländern. Dagegen erhoben die Evangelischen sofort Protest; sie wurden deshalb von dem Tage an Protestanten genannt. Aber der Kaiser konnte seinen Willen nicht mit dem echwerte durchsetzen, denn die Türken waren unter ihrem Sultan Soliman bis Wien vorgedrungen und belagerten es hart. Die christliche Kirche schwebte in Gefahr;
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